von Klaus Heimann

In Essen wird die Leiche eines jungen Schwarzen im Treppenabgang zu einer U-Bahn-Haltestelle gefunden. Seine Identität und die Todesursache bleiben zunächst unklar.
Im Slum von Benin-City, Nigeria, sprechen eine Weiße und eine Einheimische eine Teenagerin an. Sie versprechen ihr eine großartige Zukunft in Europa.
Bei der Kripo in Essen herrscht Hochbetrieb. Neben dem Fall des jungen Schwarzen bearbeiten die Beamten zeitgleich den Mord an einer Prostituierten, deren Leiche in der Nähe des Mülheimer Wasserbahnhofs abgelegt wurde.
Oberkommissarin Thea Terschüren ahnt: Irgendwie hängt alles zusammen. Und mit Voodoo …
ISBN 978-3-911633-00-0, 316 Seiten, 17,50€
Rezension von Manuela Hahn (mein kleines Bücherhaus)
In Essen wird die Leiche eines jungen Schwarzen im Treppenabgang zu einer U-Bahn-Haltestelle gefunden. Seine Identität und die Todesursache bleiben zunächst unklar.
Im Slum von Benin-City, Nigeria, sprechen eine Weiße und eine Einheimische eine Teenagerin an. Sie versprechen ihr eine großartige Zukunft in Europa.
Bei der Kripo in Essen herrscht Hochbetrieb. Neben dem Fall des jungen Schwarzen bearbeiten die Beamten zeitgleich den Mord an einer Prostituierten, deren Leiche in der Nähe des Mülheimer Wasserbahnhofs abgelegt wurde.
Oberkommissarin Thea Terschüren ahnt: Irgendwie hängt alles zusammen. Und mit Voodoo..
Theodora „Thea“ Terschüren, von allen nur Möhrchen genannt, soll einen Fall von 2023 lösen. Ihr Chef, Kriminalrat Hund, erwartet sich Ruhm und Ehre, wenn der Fall der Prostituierten, die tot am Mülheimer Wasserbahnhof aufgefunden wurde, endlich aufgeklärt wird. Thea ist nicht gerade begeistert; bedeutet dieser Fall doch, dass alle Zeug:innen nochmals befragt werden müssen und die Chancen, endlich den Täter zu finden, mehr als gering sind. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Kurt macht sie sich an die Arbeit. Ein anderer Fall erscheint ihr da vielversprechender: Ein junger Mann wurde tot am Fuße einer Treppe zur U-Bahn-Haltestelle aufgefunden. Er weist mehrere Verletzungen auf, von denen allerdings keine todesursächlich war. Möhrchen wittert Mord. Doch schon die Suche nach der Identität des jungen Mannes erweist sich als schwierig. Es bedarf all ihrer Überzeugungskraft und der Unterstützung ihres Mannes Erich, um Hund davon zu überzeugen, dass der junge Schwarze nicht an den Folgen eines Unfalls verstorben ist.Ich mochte ja schon die Fälle Sigi Sieberts, des mittlerweile pensionierten Hauptkommissars, sehr; so war es eine logische Schlussfolgerung, dass ich die Krimireihe weiterverfolge. Mit Thea Terschüren hat er eine Nachfolgerin gefunden, die auf ihre Art ebenso unkonventionell ermittelt wie ihr früherer Chef. Und ihr aktueller Fall hat es in sich: Die Spuren führen Thea und ihr Team ins Rotlichtmilieu und von dort zu dem widerlichen Akt des Menschenhandels, dem auch die gerade einmal 15-jährige Fayola zum Opfer gefallen ist. Sie wurde in den Slums von Benin-City von ihrem Vater an zwei Frauen verkauft. Fayola wird durch ein Voodoo-Ritual an die Frauen gebunden und nach Deutschland gebracht; dort landet sie in der Hölle auf Erden.Ich bin, was meine Lektüre angeht, ja ziemlich hart im Nehmen, aber dieser Fall hat mich so manches Mal schlucken lassen. Besonders das Schicksal Fayolas hat mich tief berührt. Schnell war mir klar, dass der Tod des jungen Tayo eng mit Fayolas Schicksal verknüpft ist.Klaus Heimann hat mir Bilder in den Kopf gesetzt, die mich entsetzt haben. Die Art und Weise, wie Menschen mit anderen umgehen – und damit meine ich nicht nur die Zuhälterinnen, die Fayola nach Deutschland gelockt haben –, ist schockierend. Auch in Tayos Umfeld gibt es Menschen, die ihre Macht ohne Rücksicht auf andere ausleben.Heimann hat anscheinend umfangreiche Recherchen zum Voodoo-Kult angestellt, um dessen komplexe Aspekte in den Roman einzubringen. Der Voodoo-Kult wird oft missverstanden und als fremd oder exotisch wahrgenommen. Seine Darstellung könnte darauf abzielen, ein differenziertes Bild zu vermitteln und das Bewusstsein für die kulturellen Hintergründe zu schärfen; Voodoo wird nicht nur als Handlungselement, sondern auch als kultureller Kontext in die Geschichte integriert.Wieder steht die Polizeiarbeit an erster Stelle. Die ermüdenden Zeug:innenbefragungen und die bürokratischen Hürden, die Thea dann doch schon mal umgeht, machen diesen Krimi so authentisch – genau so wie das Zusammenspiel der Teammitglieder. Allen voran natürlich Thea und Erich, die nicht nur beruflich ein Team sind, sondern auch privat; dabei müssen sie immer aufpassen, Berufliches und Privates voneinander zu trennen. Oder auch Korkmaz Kurt, den alle nur Kurt nennen: Der junge Kommissar betreibt nebenberuflich einen Imbisswagen, der ihm mehr Ärger als Gewinn einbringt. Die kleinen Einblicke in das Privatleben der Protagonist:innen ließen mich zwischendurch immer wieder etwas durchatmen.Von mir bekommt „Voodoo an der Ruhr“ eine absolute Leseempfehlung.
- Herausgeber : Ruhrkrimi-Verlag; Originalausgabe Edition (21. Oktober 2024)
- Sprache : Deutsch
- Taschenbuch : 316 Seiten
- ISBN-10 : 3911633009
- ISBN-13 : 978-3911633000
- Lesealter : Ab 16 Jahren
Ungewohnte Zauberkräfte im Ruhrgebiet
***** Bewertet in Deutschland am 15. Dezember 2024 von gaby2707
Oberkommissarin Theodora „Thea“ Terschüren, wegen ihrer roten Haarpracht von den meisten Kollegen beim Kommissariat 11 der Kripo in Essen „Möhrchen“ genannt, wird zur Leiche eines jungen schwarzen Mannes gerufen, der mit verdrehten Gliedern im Treppenabgang zur U-Bahn Haltestelle in der Nähe der Essener Philharmonie liegt, gerufen. Es ist gar nicht so einfach seine Identität und die Todesursache festzustellen.
Zur gleichen Zeit bearbeiten Möhrchen und ihr Mann Erich den Fall einer jungen Prostituierten, die tot in der Nähe des Mühlheimer Wasserbahnhofs angelegt wurde.
In Nigeria, in den Slums von Benin-City, wird die 15-jährige Fayola von einer schwarzen und eine weißen Frau angesprochen, die sie mit Geld und Versprechungen nach Europa locken und mit einem Zauber abhängig machen. Hier verschwindet die junge Frau in einem Bordell.
Ganz schön viel Arbeit für Möhrchen, ihren Mann Erich und Korkmaz Kurt, den jungen Kommissar mit türkischen Wurzeln, der neben seiner Polizeiarbeit auch noch einen Imbisswagen betreibt.
In „Voodoo an der Ruhr“ nimmt mich Autor Klaus Heimann mit in die Welt der Prostitution, des Menschenhandels und der Geisterbeschwörung. Es ist eine sehr leise, aber eindringliche Geschichte, die hier erzählt wird und ich habe mich gleich gefragt, wie die einzelnen Themen zusammen hängen könnten. Eine unterschwellige Spannung macht sich ab der ersten Seite breit, steigt kontinuierlich an und hält sich bis zur Auflösung ganz weit oben.
Wie ich es aus dem ersten Krimi „Mörderjagd an der Ruhr“ kenne, steht hier die Polizeiarbeit wieder eindeutig an erster Stelle. Durch die Dialoge bin ich noch näher dran an den Ermittlungen und auch an den anderen Protagonisten mit ihren Ecken und Kanten, die sie richtig menschlich machen.
Thea und Erich sind sowohl im Kommissariat als auch zuhause ein eingespieltes Team, dem ich sehr gerne folge. Auch Kurt hat sich gut ins Team eingefügt. Nur muss er schauen, dass er seine privaten Probleme besser in den Griff bekommt. Wenn ich an ihn denke, meine ich immer noch den Geruch von altem Frittenfett in der Nase zu haben. Ich mag es sehr, wenn ich die Kommissare auch in ihrem Leben außerhalb der Arbeit kennenlernen kann. So spielen das Private, sowohl von Thea und Erich, als auch von Kurt immer wieder eine kleine Rolle.
Autor Klaus Heimann schafft es mich ab der ersten Seite in die Geschichte, die mich durch den afrikanischen Zauber noch mehr interessiert, hinein zu ziehen. Seine aussagekräftigen Bilder, die er in den verschiedensten Situationen zeichnet, habe ich schnell im Kopf. Wenn ich mir vorstelle, dass es solche Machenschaften unter dem Radar der Polizei immer noch geben könnte, bekomme ich Gänsehaut. Gerade wie hier mit blutjungen Frauen umgesprungen wird, ist für mich unbegreiflich und einfach schrecklich.
Einige Ausdrücke, die ich aus dem Ruhrgebiet kenne, fließen hier und da ein und geben dem Fall den ruhrpöttischen Anstrich.
Die Fälle selbst sind sehr detailliert ausgearbeitet und gut vorstellbar inszeniert. Ich hatte immer wieder Gänsehaut, gerade wenn es um die Rituale der afrikanischen Menschen ging. Und ich habe mich gefreut, dass Möhrchen mal wieder unkonventionelle Wege um ans Ziel zu kommen.
Für mich war dies der 2. Krimi, den ich von Klaus Heimann gelesen habe und der sich ohne Fragen offen zu lassen nachvollziehbar aufgeklärt hat. Er hat mir spannende Lesestunden beschert und mich mit einem für mich neuen, sehr interessanten Thema bekannt gemacht. Vor allem hat er mich sehr gut unterhalten.